Wenn sich Gott auf Erden zeigt

In der heiligen Liturgie erheben wir bei gemeinsamem Gebet, Gesang und den Riten unsere Seelen zu Gott. Dabei zeigt sich etwas von Gott, nämlich ein Abglanz seiner Schönheit in der Vollkommenheit der Riten und Zeremonien. Die Griechen sprechen bei ihrer Liturgie sogar von der „göttlichen Liturgie“, was ein ganz wunderbarer Ausdruck ist.
„Die Liturgie ist das öffentliche Gebet der Kirche. Dieses Gebet wurde uns von unserem Herrn anvertraut und uns durch die Kirche überliefert. Darum danken wir der Kirche, dass sie uns diese ganz schöne Liturgie geschenkt hat, die sie den Christen der ganzen Welt auf die Lippen legt.“ (Erzbischof Lefebvre, Weißer Sonntag 1986)
Die Liturgie bietet uns die geoffenbarten Texte der heiligen Schrift in Verbindung mit den heiligen Handlungen des Kultes zu unserer Betrachtung. Dabei wird unsere Seele zu Gott erhoben. Das ist das von der Kirche vorgegebene, gemeinschaftliche Gebet.
Die Tiefe und Schönheit der Texte und die Erhabenheit der Riten tragen dazu bei, dass unsere Seele von dieser Erde weggenommen und dem Himmel entgegengetragen wird. Die Seele wird aus dem Materiellen, aus den irdischen Gedanken, emporgerissen zu den übernatürlichen Wahrheiten unseres Glaubens. So spiegelt sich in der Liturgie ein Abglanz der Glorie des Himmels. Darum muss die Liturgie eine heilige Liturgie sein, eine Liturgie, die die Heiligkeit Gottes ausdrückt, die die Heiligkeit Gottes uns näher bringt. An der Liturgie darf niemals etwas Banales, etwas zu Weltliches sein. Immer muss sie die Seele vom Irdischen abwenden und dem Himmlischen zuwenden.
Die Sorge für die Schönheit und Heiligkeit der Liturgie ist der Kirche anvertraut. An uns liegt es, die von der Kirche gegebenen Riten und Gebete mit der uns persönlich größtmöglichen Würde und Heiligkeit auszuführen. Daran erkennt man eine betende Seele, da sie die Texte, die sie betet, verinnerlicht, aber auch nach außen ausdrückt in der Gemeinschaft, für andere sichtbar als Zeugnis ihres Glaubens, als Zeugnis ihres Glaubens an die Herrlichkeit Gottes im Himmel, an der wir einst teilhaft werden sollen.
Die Vollkommenheit der Liturgie zeigt sich vor allen Dingen darin, dass sie alle Zwecke unseres Gebetes erfüllt, sei es die Anbetung, sei es der Dank, die Sühne für unsere Sünden oder auch die Bittgebete, die wir vor Gottes Thron bringen wollen.
Die Liturgie ist aber nicht nur ein Abglanz des Himmels, ein Abglanz der Größe Gottes, sondern vor allen Dingen führt uns die Liturgie zur Tugend. Die Verneigungen, die Referenzen, die Gebete und Gesänge führen uns zu den Tugenden, sei es zur Demut, zur Anbetung, zur Ehrfurcht. Schlussendlich wird vor allen Dingen unser Glaube vermehrt, unsere Hoffnung auf den Himmel wird verstärkt und der Ausdruck jeder einzelnen Geste dieses Gebets ist ein Ausdruck unserer brennenden Liebe zum dreifaltigen Gott.
Es muss darum jedem Einzelnen ein großes Anliegen sein, alles zu tun, was ihm möglich ist, um zur Feierlichkeit und Heiligkeit der heiligen Liturgie beizutragen, und so mitzuwirken an der Offenbarung der Schönheit und Größe Gottes durch die Liturgie.